Anzahl der Baugenehmigungen in Österreich

Harald_Draxl_Profilbild Autor: Mag. Harald Draxl
aktualisiert am 24. April 2024

An der Statistik der Baugenehmigungen der vergangenen Jahre lässt sich ablesen, wie sich die Bautätigkeit in Österreich entwickelt hat. Für private Kreditkunden im Bereich Wohnbau sind diese Zahlen besonders interessant, da sich z. B. auch Auswirkungen auf die Immobilienpreise ergeben. Erfahren Sie hier die aktuellen Trends und welche Schlussfolgerungen Sie als privater Kreditkunde daraus ziehen können.

Statistik zur Baugenehmigung: Bedeutung für Kreditkunden

Als privater Kreditnehmer einer Immobilienfinanzierung ist das für Sie von mehrfacher Bedeutung: Die Anzahl hat beispielsweise Einfluss auf die kurzfristigen Immobilienpreise und die Anzahl der Kreditanfragen für Wohnbaukredite. Je stärker die Anzahl der Baugenehmigungen sinkt, desto mehr stiegen generell die Immobilienkaufpreise und umgekehrt. Zudem bedeutet eine steigende Anzahl von Baugenehmigungen aber einen größeren Finanzierungsbedarf, was tendenziell teurere Bankkonditionen zur Folge haben kann.

Statistik der Baugenehmigungen: Verlauf seit 2010

Von 2010 bis 2021 stieg die Anzahl der genehmigten neuen Wohngebäude in Österreich auf Jahresbasis von 18.828 auf 22.796. In dieser Langfristbetrachtung stieg die Jahresanzahl also um 21,1 %. Im Jahr 2022 folgte dann mit 19.091 Wohngebäuden der Einbruch um über 16 %, wieder auf das Niveau von 2011. Einen absoluten Tiefstwert markiert das Jahr 2023 bei den Baugenehmigungen für neue Wohngebäude mit nur noch 12.273 Einheiten (Rückgang gegenüber 2022 nochmals um 35,7 %). Dieser ist der mit Abstand tiefste Wert seit 2010. Bei den genehmigten Wohnungen ist die gleiche Entwicklung zu sehen: Wurden 2010 noch 52.078 neue Wohnungen genehmigt, so waren es 2021 78.758 – eine Steigerung um 51,2 % in diesen 11 Jahren. Im Jahr 2022 folgte dann ein Einbruch um 18,5 % auf 64.194 Einheiten und in 2023 eine weitere erhebliche Reduzierung um 27,5 % auf nur mehr 46.565 Einheiten.

Bis 2021 kontinuierlicher Trend nach oben

Die Statistik der Baugenehmigungen zeigt im 11-Jahres-Zeitraum also einen deutlichen Trend nach oben. Obwohl die Entwicklung der Immobilienpreise in diesem Zeitraum nur eine Richtung kannte, nämlich nach oben, stieg die Anzahl der Baugenehmigungen in Österreich kontinuierlich. Interessant ist hierbei, dass die Immobilienpreise stiegen, obwohl die Bautätigkeit zunahm und laufend neuer Wohnraum geschaffen wurde. Festzuhalten bleibt damit, die Nachfrage nach Immobilien war bis 2021 ungebrochen hoch.

Starkes Wachstum bei kleineren Wohnungen

Bei der Analyse von Detaildaten ist zudem auffällig, dass die Baugenehmigungen für jene Wohnungen, die sich in Gebäuden mit drei oder mehr Wohnungen befinden, besonders stark stiegen. Zwischen 2010 und 2022 zeigte sich ein Wachstum von 21.488 auf 33.109 (Jahr 2021 sogar 41,422), was einer Steigerung von über 50 % entspricht (im Ausnahmejahr 2023 liegt die Anzahl dann bei 23.748). Dies ist auf den Trend zu verdichteter Bauweise in Ballungszentren bzw. zu kleineren Wohnungen zurückzuführen. Denn gerade die Nachfrage nach diesen kleinen und mittleren Wohnungen im städtischen Raum, etwa der klassischen Zwei-Zimmer-Anlegerwohnung, war besonders hoch.

chart anzahl baugenehmigungen seit 2010

2023: Statistik der Baugenehmigungen im letzten Jahr

Die Statistik der Baugenehmigungen von neuen Wohngebäuden in den letzten vier Quartalen zeigt, dass im ersten Quartal 2023 die Anzahl der Baugenehmigungen mit noch 3.591 am höchsten war. Im zweiten Quartal 2023 wurden (trotz saisonbedingter eher höherer Werte) mit 3.477 Baugenehmigungen dann etwa 3,2 % weniger neue Wohngebäudegenehmigungen erteilt, während im dritten Quartal dann ein völliger Einbruch um 20,8 % auf 2.754 Baugenehmigungen folgte. Im vierten Quartal 2023 folgte dann ein weiterer Rückgang um 11,0 % auf nur mehr 2.451 Genehmigungen. Im Vorjahresquartalsvergleich zeigt sich ein erheblicher Rückgang um 31,7 % (Q4.2022 noch 3.586 Baugenehmigungen).

Während Corona und das damit verbundene Thema Home-Office im Jahr 2021 zunächst zum Trend auf vermehrte Bauaktivitäten im Grünen führte, also Immobilien am Stadtrand oder im ländlichen Bereich mit guter Infrastrukturanbindung, überwog ab dem ersten Quartal 2022 dann die Kostenexplosion bei den Rohstoff-Preisen. Ab dem dritten Quartal 2022 setzen dann zusätzlich die Zinserhöhungen ein. Geplante Bauvorhaben von Bauträgern und im privaten Hausbau wurden und werden unverändert auch im Jahr 2024 aufgeschoben. Die Anzahl der Baugenehmigungen für neue Wohnungen sinkt damit in der Folge vom vierten Quartal 2022 (13.658) auf das vierte Quartal 2023 (10.111) um über 25 %.

Lage der Immobilie bleibt wichtig, Energiestandard wird wichtiger

Aktuell lässt sich noch nicht abschätzen, ob die mittelfristige Entwicklung hin zum Ein- und Zweifamilienhaus im Grünen – auch vor dem Hintergrund stark gestiegener Zinsen - weiter anhält bzw. in welchem Ausmaß der Trend zur Verstädterung wieder zurückkehrt. Davon hängt dann ab, wie sich die Baugenehmigungen auf den städtischen und ländlichen Raum verteilen. Unabhängig davon, wie stark die Bautätigkeit in Ihrer aktuell präferierten Region ist, sollten Sie auf eine gute Lage der Immobilie achten. Hier gilt: Suchen Sie lieber etwas länger, bis Sie wirklich eine Immobilie in passender Lage finden – denn Sie haben dann ein deutlich geringeres Risiko eines möglicherweise stagnierenden oder sinkenden Immobilienwertes. Bei gebrauchten Immobilien hingegen wirkt sich zunehmend der Energiestandard auf den Immobilienpreis und den Wiederverkaufswert aus.

Anzahl Baugenehmigungen in den letzten 4 Quartalen

Preisreduktionen bei fertiggestellten Neubauten

Die Preise für bereits fertiggestellte Neubauwohnungen sind in den meisten Regionen etwas gesunken. Grund dafür sind die erheblich gestiegenen Zinsen. Dieser Effekt führt tendenziell zu erforderlichen Abschlägen beim Verkauf bereits fertiggestellter Neubauwohnungen von Bauträgern. Für viele Kunden ist die monatliche Kreditrate zu hoch und sie können Wohnungen nur noch bei entsprechenden Preisnachlässen finanzieren. Bauträger gewähren diese Abschläge, um der bestehenden Zinslast aus vorfinanzierten Wohnungsbauten entgegenzuwirken.

Ausblick: Welche Bautätigkeit ist künftig zu erwarten?

Baugründe sind unverändert in vielen Regionen in Österreich rar und teuer. Daher ist damit zu rechnen, dass sich die zukünftigen Projekte des Wohnbaus mehr in den Speckgürtel verlagern werden. Aufgrund sinkender Anzahl fertiggestellter Neubauten und hoher Inflation muss mit einigermaßen stabilen und dann wieder steigenden Immobilienpreisen für Neubauten gerechnet werden. Zudem sollte der Trend zu kleineren Wohneinheiten mittelfristig weiter anhalten, da diese eher leistbar sind.


Ratgeber zum Thema Finanzierung

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Was kostet mein Wohnbaukredit?

Datenquelle: Statistik Austria
Bildquellen: Infina Grafik
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